Es war einmal - die Geschichte der Pfadfindergruppe Maria Enzersdorf / Liechtenstein

Viel hat sich verändert in den vergangenen 90 Jahren, nicht nur in unserem Ort. Die Pfadfinderidee und das Engagement der jungen Leute, heute bereits die 3. und 4. Generation nach den Gründungsmitgliedern, sind aber nach wie vor unverändert. Die Gruppe ist derzeit mit rund 220 aktiven und 20 fördernden Mitgliedern die größte im Bezirk Mödling und die zweitgrößte in Niederösterreich. Ihre Geschichte ist ein Teil der Geschichte von Maria Enzersdorf.


Eine Gruppe formiert sich

Die ersten Anfänge der Gruppe gehen in das Jahr 1927 zurück. Damals hatte Rudolf Stieber, der zu dieser Zeit bereits Pfadfinder in Mödling war, begonnen, im Kinderhort in der Riefelgasse eine Bubengruppe pfadfinderisch aufzuziehen. 1928 löste Legationsrat Reininghaus diese kleine Schar aus dem Hort heraus und gründete eine reguläre Pfadfindergruppe, deren erster Gruppenfeldmeister er wurde. Er übergab dieses Amt aber bald seinem Stellvertreter Hermann Höller, der die Maria Enzersdorfer Pfadfindergruppe dann bis zu seinem tragischen Tod im Jahre 1938 leitete. Als Heim stellte Baron Haslinger zwei ebenerdige Räume in seinem Haus Liechtensteinstraße 18 (dem sogenannten “Romantikerhaus”) zur Verfügung.

Bereits im Jahr 1928 fand ein Sommerlager – in Pulkau/NÖ – statt, und am 6. Jänner 1929 legten die Maria Enzersdorf Pfadfinder der ersten Stunde im Rahmen einer kleinen Feier im stimmungsvollen Hof des Romantikerhauses ihre Pfadfinderversprechen ab.

Es gab damals zwei Patrullen. Einer der beiden Kornetten war Viktor Distl, der spätere Gruppenfeldmeister. Die Pfadfinderarbeit war vielfältig und abwechslungsreich, sogar ein Gitarrekurs wurde abgehalten. Weitere Sommerlager folgten in Kirchberg an der Pielach und in anderen Orten Niederösterreichs. 1933 nahm eine Maria Enzersdorfer Patrulle am Welt-Jamboree in Gödollö bei Budapest teil.

Die Buben waren in ihren Aktivitäten sehr erfinderisch. Um ein bisschen Geld in die Gruppenkassa zu bekommen, arrangierten sie kleine Ausstellungen im Heim. An Sonntagen warteten dann immer einige Pfadfinder bei der Station des “360er” auf aussteigende Ausflügler und Wallfahrer, um sie zum Besuch ihrer Ausstellung einzuladen, und diese konnten sich dem Eifer der Buben meist nicht entziehen.

Bald gab es auch Wölflinge in der Gruppe. Die Aufgabe der Wölflingsführerin übernahm Anna Podivin, die spätere Braut Hermann Höllers. Gruppenkurat war Pater Alois Geist von den Franziskanern.

Starthilfe für die Nachbargemeinde

Viele Buben aus der Nachbargemeinde Brunn wurden von der pfadfinderischen Begeisterung ihrer Maria Enzersdorfer Freunde mitgerissen und schlossen sich der Gruppe an, da es in ihrem Ort noch keine Pfadfinder gab. Als dieses Brunner Kontingent zahlen- und ausbildungsmäßig stark genug war, um auf eigenen Beinen stehen zu können, wurde es aus der Maria Enzersdorfer Gruppe ausgegliedert und etablierte sich in Brunn als eigene Pfadfindergruppe.

Erster Heimbau

Das Heim der Maria Enzersdorfer Pfadfinder war inzwischen von der Liechtensteinstraße ins Franziskanerkloster verlegt worden. Dort hatte sich an der Straßenfront rechts vom großen Torbogen ein Erdäpfelkeller befunden, der von den Franziskanern längst nicht mehr voll genutzt wurde. Mit der Auflage, einen kleinen Teil, der weiterhin zur Lagerung von Erdäpfeln dienen sollte, abzumauern und für alle anderen notwendigen baulichen Veränderungen selbst zu sorgen, konnten die Pfadfinder diesen Raum ganz nach ihren Bedürfnissen gestalten. Da der Gruppe neben Schülern auch zahlreiche Handwerker angehörten, waren die nötigen Fachleute vorhanden, um Mauern aufzuziehen, die Kellerfenster durch normale zu ersetzen und das Innere behaglich einzurichten. So entstanden zwei Gruppenräume, von denen einer für die Wölflinge als Wolfshöhle ausgestaltet war.

Schmerzliche Zäsur

Durch die Ereignisse des Jahres 1938 wurde die erfolgreiche Arbeit der Gruppe plötzlich unterbrochen, die Pfadfinderbewegung war verboten. Bereits am 16. März 1938 wurden jene Räumlichkeiten des Klosters, wo die katholischen Vereine zusammenkamen, von den NS-Kommissaren kontrolliert und versiegelt. Im Oktober 1938 übernahmen HJ und BDM Pfadfinderheim und Jugendheim. Mehr als sieben Jahre lang gab es nun keine Pfadfindergruppe in Maria Enzersdorf, doch es wird berichtet, dass sich die Maria Enzersdorfer Pfadfinder auch während dieser Zeit zwei Erkennungszeichen bewahrt haben: Sie gaben sich beim Grüßen weiterhin die linke Hand, und sie krempelten ihre Hemdärmel nach innen auf!

Neubeginn

Bereits im Oktober 1945 formierte sich im Ort wieder eine kleine Schar von sieben Pfadfindern: 1 Führer, 3 Späher und 3 Rover, und im Arbeitsjahr 1946/47 konnte die reguläre Gruppenarbeit mit 4 Führern, 1 Hilfsführer, 35 Wölflingen, 14 Spähern und 4 Rovern wieder aufgenommen werden. Weiters waren 6 Altpfadfinder und 7 “Freunde der Pfadfinder” registriert. Gruppenfeldmeister war Herr Viktor Distl, einer der beiden Kornetten des Gründungsjahres und nun Mechanikermeister in Maria Enzersdorf. Hofrat Josef Jaschek, der ab Jänner 1947 auch als Ortsvorsteher von Maria Enzersdorf fungierte, übernahm das Amt des Aufsichtsratsobmannes, und Kurat war Pater Ansgar Devez OFM, der von 1945 bis 1951 in Maria Enzersdorf als Pfarrer wirkte.

Das Pfadfinderheim befand sich zunächst im Schlösschen auf der Weide, wo die Familie Passavant, die damaligen Eigentümer, entsprechende Räumlichkeiten zur Verfügung stellte. Später konnten die Pfadfinder wieder in “ihr” Heim im Franziskanerkloster zurückkehren. Zusätzlich zu den beiden von ihnen selbst adaptierten Räumen überließen ihnen die Franziskaner noch einen Raum links vom Torbogen, wo sich vor 1938 die Pfarrjugend getroffen hatte. Auch Zelte, Werkzeuge und andere wertvolle Ausrüstungsgegenstände fanden sich fast vollzählig wieder ein. Sie waren der Beschlagnahme durch die NS-Regierung dadurch entgangen, dass die Gruppenverantwortlichen sie nicht im Heim gelagert, sondern bereits im Jahre 1937 verschiedenen Buben zur Aufbewahrung mit nach Hause gegeben hatten.

Viele Eltern erlaubten ihren Kindern nur zögernd, sich den Pfadfindern anzuschließen, zu groß war noch die Sensibilität gegenüber organisierten Jugendgruppen. Damals wurde so manches HJ-Hemd zum Pfadfinderhemd umfunktioniert, da nichts anderes zur Verfügung stand. Aber bereits im ersten Arbeitsjahr gab es zwei Wochenendlager und ein vierzehntägiges Sommerlager, das in Kienberg-Gaming abgehalten wurde.

Pfadfinder als Burgherren

Darüber hinaus beteiligte sich die Gruppe in den Jahren 1946 bis 1948 maßgeblich an den Instandsetzungsarbeiten in der Burg Liechtenstein, die in den letzten Kriegstagen einige Schäden erlitten hatte. Maria Enzersdorfer Pfadfinder waren es, die noch 1945 die Initiative ergriffen und die beschädigte und verwüstete Burg zunächst provisorisch verschlossen hatten, um sie vor weiteren Vandalenakten zu schützen. Über Vermittlung des Perchtoldsdorfer Kaplans Friedl Lacina, der eine Verbindung zum Fürstentum Liechtenstein hatte, wurde die Burg dann offiziell den Maria Enzersdorfer Pfadfindern zur Betreuung übergeben. Zur Unterstützung der Finanzierung betätigten sie sich nicht nur als Burgführer, sondern verkauften – neben zahlreichen anderen Aktivitäten – auch seidene Abzeichen, die als Sammelobjekte in monatlichen Abständen mit verschiedenen Motiven der Burg herausgebracht wurden. Rund 20 Jahre widmeten die Maria Enzersdorfer Pfadfinder einen Teil ihrer Freizeit der Burg Liechtenstein, bis das Fürstenhaus die Burg an die Marktgemeinde Maria Enzersdorf verpachtete.

Erneute Starthilfe – erste Großveranstaltungen

Neben den Arbeiten in und an der Burg Liechtenstein ging auch die normale Pfadfinderarbeit weiter, die Gruppe wuchs. Wieder wurden Brunner Pfadfinder aufgenommen und ihnen Starthilfe geleistet, bis sie imstande waren, ihre eigene Gruppe neu zu formieren.

Um 1950 fand im Pilgerhof der Pfarr- und Wallfahrtskirche ein großes Herbstfest der Pfadfinder mit Lagerfeuer, Liedern, Sketches und Bewirtung der Gäste statt – ein Vorläufer des heutigen Waldfestes! Ähnliche Veranstaltungen folgten später in verschiedenen Gasthöfen des Ortes.

1951 nahm eine Maria Enzersdorfer Patrulle am Welt-Jamboree in Bad Ischl teil.

Als 1956 im Schloss Liechtenstein ein Lager für Ungarnflüchtlinge eingerichtet wurde, übernahm die Pfadfindergruppe Betreuungsaufgaben.

Heimatlos

1961 musste das Heim im Franziskanerkloster geräumt werden, da dort große Um- und Zubauten durchgeführt wurden. Nun begann ein Wanderleben, das fast 17 Jahre dauern sollte.

Von 1962 bis 1964 fand die Gruppe in der Baracke des Tennisplatzes Dr. Mehes-Gasse Unterschlupf, dann im Schloss Liechtenstein, wo man ihnen die ehemalige, von den Soldaten der Roten Armee demolierte Schlosskapelle überließ.

Damals wurde der Liechtenstein zum „Hausberg“ der Gruppe. So oft es das Wetter zuließ, verlegte man einen Großteil der Heimstunden ins Freie, da das Gelände für die Pfadfinderarbeit ja ideal ist.

Aber auch die Jahre im Schloss waren gezählt. Das Gebäude verfiel immer mehr und musste 1974 wegen Baufälligkeit geräumt werden. Die Gruppe bestand damals bereits aus über 100 aktiven Mitgliedern, denen nun auch Mädchen angehörten.

Mädchen in der Gruppe

1974 wurden die ersten Wichtel registriert, 1975 folgten Registrierungen von Guides, die damals allerdings noch „Pfadfinderinnen I“ hießen, 1976 gab es die ersten Caravelles, damals „Pfadfinderinnen II“.

„Pfadfindergruppe Maria Enzersdorf Liechtenstein“

Ebenfalls im Jahre 1974 wurde der Zusatz „Liechtenstein“ in den Gruppennamen aufgenommen, um eine klare Unterscheidung von der neu gegründeten Gruppe Maria Enzersdorf Südstadt herbeizuführen.

Herbergssuche

Im Sommer 1974 fanden die Heimstunden nun bei jedem Wetter ausschließlich im Freien statt. Versammlungsort war die große Föhre, die jetzt im Areal der Tennisanlage steht. Für den ersten Winter stellte Herr Baumeister Klaus Mayer ein von ihm erworbenes, leer stehendes Haus in der Franz Keim-Gasse zur Verfügung, im Frühjahr ging es wieder auf den Liechtenstein. Manche Heimabende wurden auch in den Wohnungen der Führer abgehalten.

Während des nächsten Winters fand die Gruppe über Intervention des damaligen Aufsichtsratsobmannes Altbürgermeister Dr. Gert Stanek ein provisorisches Quartier in der Veranda des ehemaligen Gasthauses Wallner in der Johannesstraße, das damals dem Schottenstift gehörte und leer stand. Da weder Beheizung noch Beleuchtung vorhanden waren, musste viel improvisiert werden.

Trotz all dieser Widerwärtigkeiten waren die Pfadfinder und Pfadfinderinnen mit enormem Eifer bei der Sache. Ein hoher Prozentsatz der Mädchen und Burschen erschien regelmäßig zu den Heimstunden, und der Gruppengeist war vorbildlich.

Das Engagement der Kinder ging auch auf die Eltern über, immer stärker artikulierte sich der Wunsch nach einem eigenen Heim. Die Kriterien, die ein solches zu erfüllen hatte, waren klar: Es sollte genug Platz für mindestens zwei gleichzeitig agierende Gruppen bieten, daneben auch Raum für administrative Arbeiten und Führerbesprechungen, Kochgelegenheit, Sanitäranlagen und ausreichend Lagermöglichkeiten für Pfadfindermaterial wie Zelte, Patrullenkisten, Werkzeug usw. Ein genügend großer Garten oder Hof für die Arbeit im Freien und eine Nachbarschaft, die sich durch jugendliches Treiben nicht gestört fühlt, wären eine ideale Ergänzung. Passende Mietobjekte waren in Maria Enzersdorf nicht vorhanden, Baugründe im Ort einerseits teuer, anderseits nicht unbedingt geeignet.

Das Pfadfinderheim am Liechtenstein

Mit Unterstützung des damaligen Bürgermeisters Dr. Peter Messinger konnte im Herbst 1975 jenes Grundstück im Fürstengarten des Schlosses Liechtenstein von der Wohnbaugesellschaft Austria gepachtet werden, auf welchem heute das Pfadfinderheim steht. Es entsprach den gestellten Anforderungen, darüber hinaus konnte dort sogar ein Lagerfeuerplatz vorgesehen werden.Die Architektengruppe Egerer-Kienzel-Sautner verfasste die Baupläne und noch 1975 konnte die Baubewilligung erlangt werden.

Eine Bausteinaktion wurde gestartet, und jede Familie mit Pfadfindern verpflichtete sich, einen Anteil von S 1.000,- zu übernehmen, um so einen Grundstock für die Finanzierung zu schaffen. Zahlreiche Firmen erklärten sich bereit, Material und Arbeitsleistungen zum Selbstkostenpreis (und darunter) zur Verfügung zu stellen, und auch die Marktgemeinde, die Freiwillige Feuerwehr, das Land Niederösterreich und zahlreiche Altpfadfinder sprangen unterstützend ein.

So wurde unter tatkräftiger persönlicher Mithilfe von Bürgermeister Dr. Peter Messinger 1976 mit dem Heimbau begonnen. Dr. Messinger glaubte von Anfang an felsenfest an das gute Gelingen dieses Vorhabens. Unermüdlich motivierte er Eltern und größere Pfadfinder immer wieder, seinem Beispiel folgend selbst aktiv am Heimbau mitzuwirken.

In den Sommerferien 1976 hielten die Späher und die Explorer ein zweiwöchiges Arbeitslager auf dem Liechtenstein ab, und noch im selben Jahr konnte die Dachgleiche gefeiert werden.

Der Winter 1976/77 war der letzte der jahrelangen „Herbergssuche“ der Pfadfinder. Diesmal fanden sie in den aufgelassenen Büros der NÖSIWAG im Hunyadischloss ein provisorisches Heim. (Dieser Zubau, der dem linken Seitenflügel in südlicher Richtung vorgelagert war, wurde 1993 abgerissen.) Gruppenarbeit im Schlosspark, die ohnedies sehr eingeschränkt war, musste bald ganz eingestellt bzw. auf den Liechtenstein verlegt werden, da sich ältere Parkbesucher dadurch gestört fühlten.

Im Jahre 1977 wurde der Innenausbau des neuen Heimes so weit vorangetrieben, dass man im Winter 1977/78 die Heimstunden bereits dort abhalten konnte, und am 4. Juni 1978 wurde das fertiggestellte Heim feierlich seiner Bestimmung übergeben.

Zur bleibenden Erinnerung an den tatkräftigen Förderer, der den Heimbau ermöglicht hat, erhielt es 1988 anlässlich des Jubiläums 10 Jahre Heim am Liechtenstein und des 60jährigen Bestandsjubiläums der Gruppe den Namen „Dr. Peter Messinger Heim“.

Neben der Instandhaltung des Heimes ist die Gruppe auch stets bemüht, das Gebäude und seine Umgebung weiter auszugestalten. Ein Lagerfeuerplatz wurde eingerichtet, der zu Ehren des langjährigen Gruppenführers Berti Alscher “Berti´s Lagerfeuerplatz” benannt wurde. Ein Biotop im Eingangsbereich beim Abgang zum Lagerfeuerplatz wurde angelegt – und musste viele Jahre später wieder einer Wiese weichen.

Dem heiligen Georg, dem Schutzpatron der Pfadfinder, wurde von Christoph “Hupfi” Hubatsch 1998 ein Brunnen in der Form eines kleinen Bildstockes und aus Bruchsteinen vom Liechtenstein gemauert. Ein geschnitztes Holzrelief stellt den Hl. Georg mit dem Drachen dar. Es ist ein Werk eines Flüchtlings aus Bosnien, der in Salzburg eine neue Heimat gefunden hat. Die Segnung fand im Rahmen des 70 Jahre Jubiläums statt.

Nachdem die Gruppe in den letzten Jahren weiter wuchs, beschloss der Aufsichtsrat der Gruppe 2016 die Errichtung eines Doppelcontainers als Materiallager und Erweiterung des Heims im Bereich des ehemaligen Magazins. Pünktlich zum 90 jährigen Jubiläum ist die Fertigstellung der neuen geräumigen Wohnküche mitsamt zusätzlichen Schlafmöglichkeiten geplant.

Unsere Feste

Gleichzeitig mit der Heimeröffnung fand rund um das Heim das erste Waldfest statt, das inzwischen, jährlich wiederkehrend, ein fixer Bestandteil im Maria Enzersdorfer Veranstaltungskalender geworden ist. 1979 wurde es im Bereich des Heimes wiederholt und 1980 mit der Eröffnung der Seniorenresidenz im Schloss Liechtenstein gekoppelt. Veranstaltungsort war die große Wiese zwischen Burg und Schloss. 1981 und 1982 bildete der Burghof einen sehr stimmungsvollen Rahmen. Als dieser 1983 für die Nestroy-Festspiele adaptiert wurde, übersiedelte das Waldfest auf die Wiese unterhalb der Burg Liechtenstein, wo es bis 2006 blieb. Aufgrund des akuten Sanierungsbedarfs der Burg und damit verbundener Gefährdung durch herabfallende Dachziegeln übersiedelte das Waldfest im Jahr 2007 auf die andere Seite der Burg.

Das winterliche Gegenstück zum Waldfest ist der Adventmarkt, der ebenfalls schon zur Tradition geworden ist. Von 1975 – 2006 fand dieser alljährlich zu Beginn der Adventzeit im Pfarrzentrum statt, seit 2007 ist das Pfadfinderheim selbst stimmungsvolle Kulisse. Adventkränze, Weihnachtsgestecke, Marmeladen, Weihnachtsbäckereien und zahlreiche Bastelarbeiten, natürlich alles selbst gemacht, finden neben Misteln vom Liechtenstein jedes Jahr ihr Stammpublikum. Der Reinerlös aus Waldfest und Adventmarkt wird zur Instandhaltung des Heimes, zur Anschaffung von Zelten, Material, Werkzeug usw. verwendet.

Sommerlager im In- und Ausland

Das Sommerlager ist alljährlicher Höhepunkt eines Pfadfinderjahrs. Sehr früh schon wurden Sommerlager auch im Ausland abgehalten. Ziele waren u.a. 1970 Langeland/Dänemark, 1972 Röros/Norwegen, 1973 Leiria/Portugal, 1974 Tiveden/Schweden, 1975 Dudelange/Luxemburg usw. 1981 lernte die Gruppe Maria Enzersdorf Liechtenstein bei einem Lager in Kibblestone/England eine Pfadfindergruppe aus Conisbrough kennen, mit der sie 1984 eine Partnerschaft einging, die durch gemeinsame Lager in England, Schottland und Österreich sowie zahlreiche private Besuche und Silvesterreisen, die inzwischen zu den verschiedensten Pfadfinderfreunden in Europa führten, vertieft wurde.

Nach dem Fall des „Eisernen Vorhangs“ bemühte sich die Gruppe auch um Kontakte mit Pfadfindergruppen in unseren Nachbarländern Tschechien und Slowakei und konnte bald partnerschaftliche Beziehungen mit der Pfadfindergruppe Dvojka aus Novy Jicin/CS und mit den Pfadfindergruppen Ruzomberok und Spisska Nová Ves, beide in der Slowakei, aufnehmen.

Durch fast jährliche Auslandslager in Schweden, Wales, U.S.A. (1990 und 1996), in Griechenland, Norwegen etc. und ein Besuch in der Maria Enzersdorfer Partnergemeinde Bergschenhoek/Holland führten zu weiteren dauerhaften freundschaftlichen Verbindungen in die ganze Welt. Auch auf Weltpfadfindertreffen war unsere Gruppe in letzter Zeit wieder vertreten, so am 21. World Scout Jamboree mit 7 Pfadfinder in England, 2011 in Schweden (5 Melscouts), 2015 in Japan (6 Melscouts) und 2017 am World Scout Moot in Island mit 7 TeilnehmerInnen.

Neben der Teilnahme an zahlreichen Großlagern im In- und Ausland gibt es auch seit einiger Zeit regelmäßige Gruppen-Sommerlager (1998 Technuana, 2003 “Meluntum” in Leibnitz, 2007 “MS-Melippe” am Lipplgut, 2013 “MELCon” in Waidhofen/Ybbs mit jeweils 100-120 Pfadis aus MEL. 2018 ist das bisher größte  Gruppensommerlager (mit mehr als 150 Teilnehmern) unter dem Motto “MELymp – einfach göttlich” geplant.

Die Entwicklung der Pfadfinder-Altersstufen

Bis in die späten 90er Jahre gab es bei den Melscouts lediglich 3 Altersgruppen (WiWö – 6-10 Jahre, GuSp 10-16 Jahre sowie zeitweise CaEx bzw. RaRo Sparten).

1996 wurde einem Trend in Ostösterreich folgend eine Bibergruppe als “Pfadfinder-Vorstufe” für Kinder im Alter von 5-7 Jahren gegründet und gleichzeitig die WiWö um ein Jahr verkürzt (statt 4 nur 3 Jahre).

Ein Jahr später erfolgte eine verbandsgemäße Neuordnung der älteren Altersstufen statt, wodurch seit 1997 die Kinder nur jeweils 3 Jahre in einer Altersstufe bleiben und im Laufe ihrer Pfadfinderzeit somit 5 Altersstufen durchlaufen.

Unser Medienauftritt – die Melscouts werden kreiert

Seit Mitte der 80er Jahre informierte die Scout News, eine 4x jährlich erschiene Gruppenzeitschrift ihre Mitglieder. Nach 122 Ausgaben erschien im Juni 2017 vorläufig die letzte Scout News.

Seit 2018 wurde einem Trend der Zeit folgend die Information der Mitglieder auf elektronische Form mittels Newsletter und Homepage umgestellt. Diese werden mit einem jährlich erscheinenden Jahresbericht ergänzt.

Seit 2000 sind die Pfadfinder Maria Enzersdorf Liechtenstein auch mit einer eigenen Homepage www.melscouts.cc vertreten. 2017 erfolgte die Umstellung auf www.melscouts.at.

Seit 2015 betreibt die Gruppe auch einen Facebook-Auftritt.

Weitere Quellen zur MEL-Pfadigeschichte:

# Berti Alscher hat ein umfangreiches Online-Archiv gestaltet, das Fotos aus den Jahren 1947 – 2008 beinhaltet – Link: http://edbert.at/de-bertis-pfadigeschichte.htm

# Im Pfadiheim am Dachboden lagern Fotoalben aus den Jahren 1980 – 2008

(Text von Hannelore Hubatsch 2008 / ergänzt von Martin Sauermann 201)